Jenseits von bits und byte

Schon wer sich nur zehn Minuten in einen Computerladen begibt, kann sich hinreichend von den Verständigungsproblemen zwischen Informationstechnikern und dem Rest der Menschheit überzeugen. Doch nicht allein auf Seiten der Normalnutzer wächst der Eindruck, da\xa7 der Anwendungsdschungel immer undurchdringlicher wird. Auch die Witze der Informatikprofis über DAUs (Dümmste Anzunehmende User) verdecken kaum die Verunsicherung darüber, wie und vom wem ihre Entwürfe aufgenommen und verarbeitet werden.

Zwar fehlte es bisher nicht am - in Studienplänen und Prüfungsordnungen manifestierten - guten Willen der Informatiker, bereits ihren Student(inn)en den Brückenschlag zwischen ihrem formalen Fachwissen und einer ahnungslosen, hoffnungsfrohen bis mi▀trauischen Gesellschaft beizubringen, doch die Umsetzung erwies sich als schwierig. Da nur wenige entsprechende Lehrstühle existieren, wiederholt sich das Kommunikationsproblem auf einer anderen Ebene: Hilfsweise eingesetzten Geistes- oder Sozialwissenschaftlern fehlt das Fachwissen über die Informatik, Informatiker kennen sich zu wenig in diskursiver Methodik aus.

Diesem Mi▀stand wird jetzt durch den in Tübingen angesiedelten neuen Fernstudiengang `Informatik und Gesellschaft' abgeholfen. Projektleiter ist Prof. Herbert Klaeren von der hiesigen Fakultät für Informatik, die didaktische und methodische Beratung übernahm das Deutsche Institut für Fernstudienforschung (DIFF). Eine zweisemestrige Erprobungsphase beginnt im Wintersemester 1997/98, danach soll das Programm aufgrund der ersten Erfahrungen optimiert und bundesweit angeboten werden.

Die Etablierung des Faches über das Fernstudium bietet mehrere Vorteile. Die Lehr- und For-schungsinhalte von 'Informatik und Gesellschaft' stehen auch dort zur Verfügung, wo sie bisher noch gar nicht angeboten werden konnten. Zudem können auf diesem Wege nicht nur die Studierenden sondern auch fortbildungswillige Berufstätige auf breiter Basis erreicht werden. Schlie▀lich garantiert die Einbindung verschiedener Autoren aus diversen Fachgebieten die notwendige Interdisziplinarität des Ansatzes.

Das Lehrangebot ist in neun Module unterteilt, die historische, ethische, psychologische, soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte der Informatik behandeln. Das Spektrum der Fragestellungen reicht dabei von Auswirkungen im persönlichen Bereich bis zur Reflexion über den möglichen Sinn - oder Unsinn - einer `Informationsgesellschaft'.

Die angestrebte Diskursfähigkeit wird nicht nur in der Theorie vermittelt, sondern auch praktisch im direkten Austausch erprobt. Zunächst bedient man sich noch der traditionellen Formen von Studienbriefen und Präsenzphasen, später werden die Texte auch im WWW und auf einer CD-ROM zugänglich sein. Der Kontakt zwischen und unter Lehrenden und Lernenden wird von Anfang an mit Hilfe - wen wundert's - der Informationstechnologie gehalten: über E-mail und das Internet.

Jede(r) Interessierte kann am neuen Fernstudiengang teilnehmen, wer allerdings Scheine oder eine Prüfung braucht, mu▀ sich anmelden.

-js-

Informationssuchende und Anmeldewillige wenden sich an Prof. Dr. Herbert Klaeren, Fakultät für Informatik, Sand 13, 72076 Tübingen,

E-mail: klaeren@informatik.uni-tuebingen.de.

Für eine erste Orientierung wird ein Blick ins Internet empfohlen unter

../../../../wsi/users/klaeren/iug.html

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